Suche


 


Kunstwerke im Saal von Ainola

 

Das Gemälde „Bönen till Gud“ (Gebet an Gott) von Oscar Parviainen, das an der Wand hinter dem Flügel hängt, erinnerte Sibelius sicherlich an den Tod seiner Tochter Kirsti im Jahr 1900, als sie erst gut ein Jahr alt war. Das Gemälde wurde in Ainola entweder „Der Tod eines Kindes“ oder „Der Tod eines kleinen Kindes“ genannt. Sibelius benannte es „Valse Triste“, als Gunnar Hauch ihn 1924 in Kopenhagen interviewte.

Die Idee für das Bild entstand im Januar 1906 in Paris, als Sibelius Parviainen nach einem mehrtägigen Zechgelage Themen wie „Suuri juhla“ (Großes Fest), „Surumarssi“ (Trauermarsch) und „Bönen till Gud“ (Gebet an Gott) vorspielte. Parviainen schrieb Sibelius, dass er als Motive für seine Gemälde „den rotroten und schwarzschwarzen Trauermarsch“ und „das wundervolle Gebet an Gott“ aufgreifen würde. Das Bild „Der Trauermarsch“ bekam letzten Endes den Namen „Hautajaissaatto“ (Trauerzug) und es ist an der Wand des Speisesaals in Ainola zu sehen.

Die Themen von Sibelius, die Parviainen so begeisterten, stammen wahrscheinlich aus dem bloß Skizze gebliebenen Marjatta-Oratorium, das Sibelius zum Text von Jalmari Finne zu komponieren versuchte. Im Text von Finne werden Fest, Trauermarsch und Gebet erwähnt. Im Entwurf von Finne betet Marjatta zu Gott, dass dieser das Jesuskind retten möge, aber es scheint, dass auf dem Gemälde „Bönen till Gud“ (Gebet an Gott) das Objekt des Gebets ein kleines Mädchen ist. Vielleicht bildete Parviainen, der die Tragödie der Familie Sibelius kannte, tatsächlich die Tochter Kirsti in seinem Gemälde ab, an deren Bett Aino Sibelius im Februar 1900 im Haus Mattila in Kerava gebetet hatte.

Sibelius bekam das Gemälde Anfang der 1910er Jahre ausgehändigt und hängte es hinter seinem Flügel an der Wand auf, also an einem für ihn wichtigen Platz. Anfang des Jahres 1927 fragte Parviainen Sibelius, ob dieser je das Thema „Bönen till Gud“ (Gebet an Gott), das er ihm seinerzeit in Paris vorgespielt hätte, auch benutzt hätte. Sibelius antwortete, dass es im Finale seiner Symphonie Nr. 3 zu hören ist und zeichnete auch noch ein Notenbeispiel in den Brief. Es handelt sich um die Schlusshymne, die in der Mitte des Finales zu hören ist.

Das Gemälde wurde Anfang der 1990er Jahre abgenommen und da bemerkte man den 20 x 80 cm großen Text, den Oscar Parviainen mit roter Kreide auf die Rückseite geschrieben hatte: Bönen till Gud (Gebet an Gott). Der Text ist auch etwas durch den Bildstoff gedrückt und kann seitenverkehrt wahrgenommen werden, wenn das Werk aus dem richtigen Winkel angesehen wird.

Auf der rechten Seite über dem Ofen sieht man das Ölgemälde „Kukkakimppu“ (Blumenstrauß) von Werner v. Hausen (1870–1951). Darunter hängt Eero Järnefelts (1863–1937) großartiges Gouache-Bild von seiner Schwester Aino. Das Werk wurde offensichtlich im Jahr 1908 geschaffen, wahrscheinlich nach der Geburt der Tochter Margareta am 10. September 1908.

Über der Türöffnung hängt das Bild „Joutsenia sumussa“ (Schwäne im Nebel) von Lennart Segerstråle (1892–1975) aus dem Jahr 1914. Es wird erzählt, dass Segerstråle sein Gemälde als Geschenk per Post an Sibelius schickte.

Rechts von der Türöffnung unter dem Kranz hängt ein kleines, unsigniertes Ölbild, das ein kleines Mädchen mit Zöpfen am Stand darstellt. Es ist Eero Järnefelts Jugendwerk und stellt seine Schwester Aino dar, die irgendwann in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre anscheinend am Strand des Kallavesi-Sees sitzt. Das Werk fiel in die Hände von Wenzel Hagelstam, von dem Sibelius es Anfang November 1911 in Paris kaufte. Der Preis war 40 Deutsche Mark (heute 165 Euro).

Darunter hängt eine weitere interessante Landschaft in Ölfarbe. Axel Gallén (1865–1931, ungefähr ab dem Jahr 1906 Akseli Gallen-Kallela) malte das Bild im Sommer 1894 nach der wilden Symposion-Periode in Sääksmäki oder Ruovesi auf dem Deckel einer Zigarrenschachtel. Das Werk vertritt dieselbe Stilrichtung wie Galléns Porträt von Sibelius, das „Satu“ (Eine Sage) genannt wurde und die Phantasielandschaft in der Bibliothek.

Unterhalb der oben erwähnten Bilder gibt es ein paar Geschenke zum 50. Geburtstag des Komponisten, Gerda Qvists (1883–1957) Bronzerelief von Jean Sibelius und auf dem Fußboden eine eisenbeschlagene Truhe aus Eiche von Eric O. W. Ehrström (1881–1934). Darin ist die Bürgeradresse aus dem Jahr 1915 mit den beinahe 15 000 Unterschriften aufgehoben.

In der Ecke des Saals steht John Munsterhjelms (1879–1925) robuste Bronzestatue von Jean Sibelius im Jahr 1909. Im Frühjahr in Berlin formte der Bildhauer den Komponisten zuerst aus Ton. Sodann wurden mindestens vier Bronzegüsse gemacht. Dieser Guss wurde im September in demselben Jahr als Seefracht („83 kg Bronzeware aus Berlin“) nach Finnland transportiert, ein zweiter Guss befindet sich im Kunstmuseum Athenäum und die restlichen zwei blieben im Besitz der Verlags Breitkopf & Härtel. Das Exemplar von Ainola ist von den anderen leicht zu unterscheiden. Sibelius schmückte es nämlich mit einem mehrere Jahre später gefundenen Hufeisen.

Hinter der Couch ist eine vom Bildhauer Emil Halonen (1875–1950) ausgeformte, niedergekauerte Frauenfigur aus dem Jahr 1909 zu sehen, die Sibelius vom Künstler als Geschenk zu seinem 50. Geburtstag erhielt. Rechts vom Fenster hängt Albert Edelfelts (1854–1905) Profilbild von Jean Sibelius aus dem Herbst 1904.

Edelfelt nutzte dasselbe Motiv in seinem großen Fresko im Festsaal der Universität Helsinki. Auf dem Fresko ist der Einweihungsumzug der Akademie Aura in den Dom von Turku 1640 abgebildet, und Sibelius ist unter den Leuten des Zuges leicht zu erkennen. Edelfelt malte in den Festzug auch andere seiner Freunde sowie Leute von der Universität, von Professoren bis zum Pförtner.

Anfang des Frühlingssemesters 1905 wurde das Werk vollendet und es war samt Musterzeichungen für das Publikum zu sehen. Das eigentliche Fresko wurde während der Bombenangriffe im Februar 1944 zerstört, aber das Ergebnis der Restaurierung ist im Festsaal der Universität zu sehen.

Unterhalb des Sibelius-Bildes von Edelfelt hängt ein Landschaftsbild in Tusche von Sibelius’ Neffen, Christian Sibelius (1910–1951) aus dem Jahr 1943 und davor auf dem dunklen Notengestell gibt es Keramik von Sibelius’ Tochter, der Künstlerin Heidi Blomstedt (1911–1982). Rechts über diese wurden zwei, von den Vereinen der Musiker Finnlands und Schwedens zum 80. Geburtstag geschenkte Glückwunschkränze aus dem Jahr 1945 gehängt. Unter diesen hängen zwei Geschenke zum 50. Geburtstag: Ein Ölgemälde der Kirche von Lohja aus dem Jahr 1905, gemalt von Wilho Sjöström (1873–1944) und eine Landschaft bei Rom von Väinö Hämäläinen (1876–1940) aus demselben Jahr.

Rechts vom Fenster sind zwei Ölbilder zu sehen, beide Geschenke zum 50. Geburtstag des Komponisten, „Talvimaisema“(Winterlandschaft) von Pekka Halonen (1895–1933) und „Pyökkimetsä“ (Buchenwald) von Victor Westerholm (1860–1919). Rechts von diesen, zwischen dem antiken Schrank und dem Türpfosten des Tambours hängen drei Ölgemälde, von denen die oberen der Onkel Ainos mütterlicherseits, Mihail Konstantinovitsh Clodt v. Jürgensburg (1833–1902), gemalt hat. Das „Sisäkuva“ (Interieur) könnte aus dem Jahr 1888 stammen, aber die Entstehungszeit des Bildes „Laatokan rantamaisema“ (Küstenlandschaft am Ladogasee) ist unbekannt. Unterhalb der Werke von Clodt hängt eines der wenigen für Ainola angekauften Gemälde. Diese „Rantamaisema“ (Küstenlandschaft) wurde vom Aino Sibelius’ Bruder, Kasper Järnefelt (1859–1941), gemalt. Das Ehepaar Sibelius erwarb es im Mai 1932 für 500 Mark (145 Euro) auf einer Privataustellung des Künstlers in Helsinki.