Die Leistungen, die Sibelius für den Verkauf seiner Werke
erhielt, variierten sehr. Die Landmannschaft von Wiborg erhielt
im Jahre 1893 die Schauspielmusik Karelia für 500 Fmk,
d. h. für 1 720 Euro und die Åbo Akademi kaufte 1919 die
Kantate Jordens sång (Das Lied von der Erde) für 6 000
Fmk, d. h. für 1 850 Euro.
Andererseits tauschte ein naher Freund von Sibelius ein
kleines Musikstück gegen eine Hammelkeule ein und nach einer
Geschichte kaufte Axel Lindgren Sibelius' Impromptus für
Klavier für ein Kilo Rogen der Aalquappe („Kaviar“).
Durch solche Aktionen sammelte Sibelius gelegentlich
Taschengeld, aber der Umgang und die Verträge mit den großen
Verlegern waren von ganz anderer Bedeutung. Sibelius hatte mehr
als 50 Verleger.
Man kommt auf diese Zahl, wenn man die Gesamtheit des
herausgegebenen gedruckten Materials von den Partituren der
Symphonien bis zum Weihnachtsalbum der Zeitung „Päivälehti“
mit einrechnet. Sibelius verkaufte seine Werke an solche
finnische Verleger wie Helsingfors Nya Musikhandel, Karl Fredrik
Wasenius, R. E. Westerlund und Axel E. Lindgren. Sie arbeiteten
alle zusammen mit dem deutschen Verlag Breitkopf & Härtel.
Fast alle Kompositionen, die Sibelius vor 1905 vollendet hatte,
landeten im Laufe der Zeit in den Händen von Helsingfors Nya
Musihandel und dessen Besitzer Karl G. Fazer. Alle diese Werke
wurden im Sommer 1905 an Breitkopf & Härtel verkauft. Fazer
verdiente an diesem Geschäft 30 000 Fmk, bzw. 104 000 Euro,
aber Sibelius ging leer aus. Dabei war auch die Symphonie Nr. 2,
die Fazer für 5 000 Euro bekommen hatte.
Sibelius
machte im Allgemeinen schlechte Geschäfte. Auf Valse triste
verzichtete er im Frühjahr 1904 in seiner Geldnot gegen
eine winzige Summe. Dieses „musikalische Goldstück“ geriet
ein Jahr später in den Besitz von Breitkopf & Härtel.
Sibelius schloss im Februar 1905 in Berlin mit dem
deutschen Robert Lienau einen einträglichen Verlagsvertrag. Er
verpflichtete sich, während der Vertragsdauer 1905-08 gegen
eine enorme Jahreserstattung von 34 000 Euro, jährlich vier größere
Werke zu komponieren. Man wundert sich aber, dass Sibelius seine
wirtschaftliche Stellung während jener Jahre nicht verbessern
konnte. Wenn man Sibelius' Rente und den Ertrag einiger Konzerte
in der Heimat zu den Tantiemen von Lienau hinzuzählt, stieg das
Jahreseinkommen des Komponisten auf über 50 000 Euro, eine
Summe, die durch die Kronensteuer und persönliche Steuern um
nur 3 % vermindert wurde. Sibelius zeigte wirklich keine
Begabung im Umgang mit Geld. Von 1909 bis zum 1. Weltkrieg stand
Sibelius in einer ziemlich losen Verbindung mit dem Verlag
Breitkopf & Härtel, dem er auch Partituren verkaufte. Man
kann sich nur wundern, ob die Abrechnung des Verlegers für die
siebente, achte und neunte Auflage der Valse triste -Partitur
dem Komponisten Freude machte. An diesen verdiente Sibelius
insgesamt 88 Euro und 5 Cent. Immerhin profitierte er von der
Symphonie Nr.4 ein bisschen mehr. Der Verlag bezahlte für das
Manuskript fast 15 000 Euro.
Das Geschäft gedieh auch in der Heimat und Sibelius
leerte seine „musikalischen Lager“. Für Arioso op. 3
erhielt er 2 400 Euro. Es gab auch genügend Aufträge. Uusmaalaisten
laulu (Lied der Bewohner von Uusimaa) und Kallion kirkon
kellopeli (Glockenmelodie der Kirche zu Kallio) trugen
Sibelius je 1 500 Euro ein. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges war
ein harter Schlag für den Komponisten. Die Verbindungen zu den
Verlegern brachen für fünf Jahre ab. Sibelius war gezwungen,
Bagatellen für finnische Verleger zu komponieren, um überleben
zu können.
R.
E. Westerlund sorgte nach dem Krieg für Sibelius' Geldverkehr mit
den ausländischen Verlegern.
Die Tantiemen waren zu Beginn der 1920er Jahre Sibelius'
wichtigste Einkommensquelle. Noch in der Steuererklärung von
1925 zeichnete Sibelius auf:
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EINKOMMEN
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ABZÜGE
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Für
Kompositionen
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Fmk 62 000
(14 800 Euro)
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Zinsen für Schulden
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Fmk 2 600
(620 Euro)
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Rente
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Fmk 30 000
( 7 160 Euro)
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Kinderabsatzbetrag
(Heidi, geb.1911)
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Fmk 1 200
(290 Euro)
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Nach dem Friedensschluss befand Deutschland sich lange im
Chaos. Wilhelm Hansen in Kopenhagen wurde Sibelius' Hauptverlag.
Breitkopf & Härtel erholte sich jedoch mit der Zeit und
schaffte es im Jahr 1926, Sibelius' letztes Orchesterwerk Tapiola
zu verlegen. Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass in dem
Jahr, in dem Tapiola vollendet wurde, auch Sibelius'
Geldsorgen aufhörten. Es scheint fast, dass Sibelius' Motto
„Die Musik ist aus Sorgen gemacht” eine recht praxisnahe
Bedeutung gehabt hätte. Die Sorgen dieses Mottos dürften
finanzieller Natur gewesen sein.
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